đ "Meine Frau, der Feind?" - Warum lĂ€stern MĂ€nner ĂŒber ihre Frauen?
- Marie Laveau
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Es ist Samstagabend, der Duft von Bier und Rauch liegt in der Luft, und irgendwo zwischen Arbeit und Sportschau fĂ€llt in einer geselligen MĂ€nnerrunde der Satz: âBoah, morgen muss ich wieder mit meiner Frau zu IKEA. So ein Mist.â Die Reaktion? VerstĂ€ndnisvolles Nicken, Grummeln, ein paar ironische SprĂŒche. Man könnte meinen, der arme Tropf stĂŒnde kurz vor einem Marathonlauf mit Zahnschmerzen. Dabei geht es lediglich um einen Einkaufsausflug. Und wahrscheinlich gibt es dort sogar FleischbĂ€llchen.
Und es bleibt meist nicht bei IKEA. Die Bandbreite reicht von: âWir mĂŒssen morgen zu ihrer Familie â das volle Programm mit Tanten, Kuchen und Smalltalkâ, ĂŒber âSie will, dass wir zusammen einen Tanzkurs machenâ, bis zu: âSie hat einen PĂ€rchenabend mit Freunden vereinbart!â Was all diese Situationen gemeinsam haben? Sie sind völlig normale PaaraktivitĂ€ten, werden aber im MĂ€nnerkreis inszeniert, als stĂŒnden sie kurz vor dem Weltuntergang.
Doch was steckt dahinter, wenn MĂ€nner ĂŒber ihre Partnerinnen klagen, obwohl sie sie eigentlich lieben? Ist das bloĂ harmloser Jargon unter Freunden â oder doch ein Spiegelbild tieferer, gesellschaftlicher PrĂ€gungen? Werfen wir einen Blick auf das PhĂ€nomen mit einem Augenzwinkern, einem Hauch Ernst und einer Portion Selbstreflexion.

đŠ Der "Ich-bin-kein-Pantoffelheld"-Reflex
Die Angst, als "Pantoffelheld" zu gelten, hat Tradition. Schon in alten Witzen ist der Mann nur dann ein echter Kerl, wenn er sich von seiner Frau nichts sagen lĂ€sst. Wer also zu offen zeigt, dass er seine Beziehung genieĂt, oder gar freiwillig mit zur Schwiegermutter fĂ€hrt, macht sich verdĂ€chtig. VerdĂ€chtig weich. VerdĂ€chtig verliebt. Und das geht natĂŒrlich nicht.
Lieber wird demonstrativ gestöhnt. Aus âWir fahren am Wochenende ins Spa-Hotel, ich freu mich schonâ wird: âMeine Frau hat wieder irgendeinen Entspannungsquatsch gebucht. Muss ich halt mit.â Das ist keine LĂŒge, aber eben eine Version der Wahrheit, die das eigene Bild in der MĂ€nnerrunde schön hart und kantig erscheinen lĂ€sst.
đ Die Angst vor GefĂŒhlsduselei
Zuneigung offen zu zeigen? In vielen MĂ€nnerfreundschaften ist das etwa so beliebt wie ein Pickel am Hochzeitstag. Viele MĂ€nner haben nie gelernt, ihre GefĂŒhle differenziert auszudrĂŒcken. Statt zu sagen: âIch liebe es, wie sie mich zum Lachen bringtâ, heiĂt es: âDie nervt rum, aber irgendwer muss ja auf mich aufpassen.â
Ironie wird zur Tarnkappe der GefĂŒhle. Denn wer offen spricht, macht sich angreifbar. Also lieber flapsig. So bleibt das Herz unter Verschluss â sicher, aber auch ein wenig einsam.
đŠ Gruppenzwang: Das Gesetz der lauten Mehrheit
Stell dir vor, du sitzt mit vier Freunden zusammen. Drei von ihnen beklagen sich ĂŒber die Ehe, als wĂ€re sie eine lebenslange Haftstrafe mit Besuchsrecht. Sagst du da: âAlso ich findâ meine Beziehung echt schönâ? Vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht. Du wirst diplomatisch: âAch, ist halt manchmal stressig, ne?â Und schon bist du drin im Chor der Nörgler.
So entsteht eine Kultur des Negativen: Nicht, weil alle unglĂŒcklich sind, sondern weil keiner aus der Rolle fallen will. Die Ironie? Viele dieser MĂ€nner gehen nach Hause, kĂŒssen ihre Frau auf die Stirn und fragen, ob sie gemeinsam einen Film schauen wollen.
â ïž Warum dieses Verhalten nicht so harmlos ist, wie es scheint
Was harmlos beginnt, kann ernste Folgen haben:
Es untergrĂ€bt die Beziehung. Wer öffentlich negativ ĂŒber seine Partnerin spricht, sendet auch sich selbst ein Signal: "Ich muss mich rechtfertigen, dass ich in dieser Beziehung bin." Das stĂ€rkt nicht gerade das emotionale Fundament.
Es ist respektlos. Stell dir vor, deine Partnerin wĂŒrde in ihrer Freundinnenrunde stĂ€ndig sagen: âBoah, mein Mann ist so ein Klotz am Bein.â WĂŒrde sich das gut anfĂŒhlen?
Es wirkt unreif. Als erwachsener Mann zu jammern, dass man mit der Frau zum Familienfest muss, ist ungefÀhr so cool wie mit 40 heimlich den Eltern Zigaretten zu klauen. Kurzum: Es ist kein Zeichen von MÀnnlichkeit, sondern von emotionaler Vermeidung.
đ Was MĂ€nner besser machen können
Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. MÀnnlichkeit ist kein starres Korsett mehr. Emotionaler Ausdruck wird nicht nur erlaubt, sondern geschÀtzt. Hier ein paar Inspirationen:
Ehrlich sein. Statt âIch muss mit meiner Frau...", sag doch einfach: âWir gehen heute gemeinsam Möbel shoppen.â Klingt banal? Ist aber ehrlich.
WertschĂ€tzend sprechen. "Ich bin froh, dass sie dabei ist â sie sieht oft Dinge, die mir gar nicht auffallen.â Das zeigt Respekt und Vertrauen, ohne kitschig zu wirken.
Den Gruppenzwang durchbrechen. Ja, es kostet Mut, anders zu sein. Aber vielleicht wartet jemand in der Runde nur darauf, dass einer vorangeht.
đ Fazit: Wahre StĂ€rke zeigt sich in der Zuneigung
Eine glĂŒckliche Beziehung ist keine SchwĂ€che. Sie ist ein Geschenk. Und wie jedes Geschenk verdient sie es, gewĂŒrdigt zu werden â nicht nur im Stillen, sondern auch im GesprĂ€ch mit anderen.
Also, liebe MĂ€nner: Wenn ihr das nĂ€chste Mal am Samstagabend erzĂ€hlt, dass ihr zu IKEA geht, probiert es doch mal so: âIch geh heut mit meiner Frau zu IKEA. Freu mich drauf. Danach gibt's FleischbĂ€llchen.â
Klingt banal? Vielleicht. Klingt aber auch nach Reife. Nach Aufrichtigkeit. Nach einem Mann, der zu seiner Beziehung steht â und das ist vielleicht das MĂ€nnlichste ĂŒberhaupt.
Quellen:
Brannon, R. (1976). The Male Sex Role: Our Culture's Blueprint for Manhood and What It's Done for Us Lately. In: The Forty-nine Percent Majority: The Male Sex Role.
Kimmel, M. S. (2008). Guyland: The Perilous World Where Boys Become Men. Harper.
Levant, R. F., & Pollack, W. S. (1995). A New Psychology of Men. Basic Books.
Courtenay, W. H. (2000). "Constructions of masculinity and their influence on men's well-being: a theory of gender and health." Social Science & Medicine, 50(10), 1385-1401.
Gottman, J. M., & Silver, N. (1999). The Seven Principles for Making Marriage Work. Crown.
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