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đŸ‘» Mansplaining: Wenn MĂ€nner durch Frauen hindurchsehen

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Es gibt Momente, in denen frage ich mich, ob ich vielleicht doch ein Geist bin. Nicht der gruselige, kettenrasselnde Typ aus Horrorfilmen, sondern die unscheinbare, transparente Variante – eine Art Caspar, der freundliche Geist, nur ohne die FĂ€higkeit, Menschen zu erschrecken. Denn offenbar bin ich fĂŒr einige MĂ€nner so wenig sichtbar, dass sie problemlos durch mich hindurchblicken können. Mein persönliches Highlight? Der Baumarkt. 


Da stehe ich, Schraubenzieher in der Hand, mit der prĂ€zisen Frage nach der richtigen DĂŒbelgrĂ¶ĂŸe fĂŒr meine Regalmontage. Der VerkĂ€ufer – nennen wir ihn Herr Fachkompetenz in Blau – mustert mich kurz, als hĂ€tte ich gerade nach der besten Farbe fĂŒr EinhornmĂ€hnen gefragt. Dann, wie von magischer Hand gelenkt, dreht er sich zu meinem Mann und erklĂ€rt ihm die VorzĂŒge von UniversaldĂŒbeln. Mein Mann, der noch nicht mal weiß, was ein DĂŒbel ist.


Zwei MĂ€nner unterhalten sich. Eine Frau steht im Hintergrund.

đŸ€” Das PhĂ€nomen der selektiven Wahrnehmung

Ich bin nicht allein. Eine Freundin erzĂ€hlte mir von ihrem Autohaus-Besuch, wo der VerkĂ€ufer ihrem Vater die Features des Wagens erklĂ€rte – obwohl sie diejenige war, die ihn kaufen wollte. Eine Kollegin berichtete, wie ihr mĂ€nnlicher Chef in Meetings ihre Ideen ĂŒberging, nur um sie Minuten spĂ€ter von einem Kollegen als genial zu bejubeln. Und dann ist da noch die allseits beliebte Mann-am-Grill-Dynamik, bei der Frauen zwar das komplette MenĂŒ vorbereiten, aber der Nachbar dem Mann das Lob fĂŒrs Steak gibt.


Psychologen nennen das "Gender Bias" oder schlicht "Mansplaining" – wenn MĂ€nner automatisch annehmen, dass Frauen weniger Ahnung haben (oder dass ihre Meinung weniger zĂ€hlt). Studien zeigen, dass Frauen in gemischten GesprĂ€chen hĂ€ufiger unterbrochen werden und dass ihre Expertise seltener anerkannt wird. Im Baumarkt, in der Werkstatt, in Tech-Meetings – ĂŒberall dort, wo traditionell mĂ€nnliche DomĂ€nen vermutet werden, passiert es: Frauen werden unsichtbar gemacht. 🙄


❓ Warum? Eine kleine Reise in die Tiefen der Sozialisierung

Die GrĂŒnde sind so alt wie die Steinzeit (und vermutlich genauso ĂŒberholt).


  1. đŸ—Łïž Das "Expertise-Paradoxon"

    MĂ€nnern wird schneller Kompetenz zugeschrieben – selbst wenn sie keine haben. Frauen mĂŒssen sich ihre oft erst beweisen. Eine Studie der Harvard Business Review zeigte, dass weibliche FĂŒhrungskrĂ€fte hĂ€ufiger als zu emotional oder unentschlossen wahrgenommen werden, selbst wenn sie dieselben Entscheidungen treffen wie ihre mĂ€nnlichen Kollegen.


  2. 👀 Der "Blickkontakt-Boykott"

    Es ist verblĂŒffend, wie viele MĂ€nner Augenkontakt mit Frauen meiden, sobald ein anderer Mann im Raum ist. Als wĂ€re weibliche Kommunikation ein Störfaktor, den man elegant umgehen kann, indem man einfach den nĂ€chstbesten BarttrĂ€ger anspricht.


  3. 🔒 Die "Ich-helf-dir-nicht-Haltung"

    Manchmal wirkt es fast so, als sei die Ignoranz eine Art Machtspielchen. Wenn ein Mann einer Frau Wissen vorenthĂ€lt oder sie ĂŒbergangen wird, bleibt er der Gatekeeper – der HĂŒter der heiligen DĂŒbel- und Autokennzahlen.


💡 Was tun? Vom FlĂŒstern zum Donnern

Was kann man also tun?


  • 🎯 Die direkte Konfrontation:"Entschuldigen Sie, ich habe die Frage gestellt. Können Sie mir antworten?"(Funktioniert oft, fĂŒhrt manchmal zu verlegenem Schulterzucken.)


  • 😂 Die humorvolle Brechstange:"Ach, wie praktisch! Ich wollte ja eigentlich mich informieren – aber wenn Sie lieber meinem Mann erklĂ€ren wollen, wie man DĂŒbel benutzt, kann er’s mir spĂ€ter beibringen. Wenn er es verstanden hat."


  • đŸ˜¶ Die subtile Sabotage: Einfach weiterreden, als hĂ€tte man nichts bemerkt. Wer ignoriert wird, kann auch ignorieren.


Und manchmal hilft nur eins: 📱 laut werden. Nicht im Sinne von schreien, sondern im Sinne von PrĂ€senz zeigen. Studien belegen, dass Frauen, die selbstbewusst auftreten, zwar schneller als unangenehm abgestempelt werden – aber auch eher ernst genommen werden. Also: Warum nicht?


✹ Fazit: Sichtbarkeit ist kein Gnadenakt

Ich will nicht jedes Mal einen Mini-Vortrag halten mĂŒssen, nur um als vollwertige GesprĂ€chspartnerin wahrgenommen zu werden. Aber bis sich die Welt Ă€ndert, bleibe ich sichtbar – notfalls mit einem megawattstarken "Hallo, ich steh hier!"-Blick.


Und falls Sie das nĂ€chste Mal im Baumarkt eine Frau mit Schraubenzieher sehen: Fragen Sie sie, ob sie Hilfe braucht. Und dann antworten Sie ihr. Nicht ihrem Begleiter. Nicht der Luft neben ihr. Ihr. đŸ’Ș


📚 Quellen:

  1. Interruptions & Gender Bias – Yale University (2014)

  2. "The Competence Trap" – Harvard Business Review (2017)

  3. "Speaking While Female" – Stanford University (2012)

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Marie Laveau

On ne naît pas femme: on le devient.

(„Le Deuxième Sexe“, Simone de Beauvoir, 1949)

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