👑 Elizabeth „Lizzie“ Magie – Erfinderin von Monopoly, Frauenrechte im 19. Jahrhundert und The Landlord’s Game
- Marie Laveau

- 3. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Sept.
🤔 Illinois 1866 – Frauenrechte mit angezogener Handbremse
Stellen wir uns Illinois im Jahr 1866 vor. Der Bürgerkrieg ist gerade vorbei, die Sklaverei offiziell abgeschafft. Doch während die Männer stolz von Freiheit sprechen, bleibt Frauen diese Freiheit verwehrt.
Wahlrecht? Fehlanzeige. 🗳️
Eigentum? Nur eingeschränkt – und meistens kontrolliert vom Ehemann. 📜
Verträge unterschreiben oder Geschäfte führen? Kaum möglich. ✒️
Selbstbestimmte Karriere? „Was darf’s sein – Küche oder Kinder?“ 🍲
Zwar hatten verheiratete Frauen durch den Married Women’s Property Act theoretisch das Recht, eigenes Vermögen zu halten. Praktisch blieb es jedoch ein Minischritt. Frauenrechte im 19. Jahrhundert waren wie ein Keks, den man hinhält und gleich wieder wegzieht.
👉 Genau in dieser Welt wurde 1866 Elizabeth „Lizzie“ Magie geboren. Eine Frau, die nicht nur über Ungerechtigkeit nachdachte, sondern beschloss: Ich mach daraus ein Spiel.

🌹 Elizabeth Magie – Feministin mit Witz und Widerstandskraft
Lizzie Magie war vieles – aber sicher keine stille Begleiterin. Sie war Erfinderin, Autorin, Satirikerin und Feministin. Während die meisten Frauen darauf trainiert wurden, brav den Kopf zu senken, gab Lizzie Interviews und erklärte kühn:
„Frauen sind Menschen, und wie Männer haben sie das Recht, sich selbst auszudrücken.“
Provokant? Absolut. Revolutionär? Auch.
Geprägt von ihrem Vater, einem Abolitionisten, wusste Lizzie: Gerechtigkeit fällt nicht vom Himmel. Sie entsteht durch Rebellion – und sei es mit scharfem Humor. Ihre Texte sezieren die Doppelmoral der Gesellschaft: Wir erzählen Kindern, dass Fleiß belohnt wird, aber in Wirklichkeit gewinnt, wer am gierigsten hortet.
🎲 The Landlord’s Game – ein Spiel als Gesellschaftskritik
Im Jahr 1904 meldete Elizabeth Magie ein Patent an für ihr Spiel The Landlord’s Game. Und dieses Spiel war nichts weniger als genial.
Es gab zwei Spielvarianten:
Monopolistisch 🏰: Gewinne, indem du deine Mitspieler ruinierst.
Kooperativ 🤝: Gewinne gemeinsam, indem Land und Ressourcen gerecht verteilt werden.
Das war nicht bloß Unterhaltung. Das war politische Bildung in Spielform – Gamification, Jahrzehnte bevor das Wort erfunden wurde.
Lizzie ließ sich inspirieren vom Philosophen Henry George, der eine Bodensteuer („Single Tax“) forderte. Klingt nach trockener Ökonomie-Vorlesung? Lizzie machte daraus ein Spiel, das Kinder und Erwachsene spielerisch verstehen konnten.
🕵️ Wie Monopoly entstand – und Lizzie Magie verschwand
Jahre später kam Charles Darrow ins Spiel – oder besser gesagt: in Lizzies Spiel. Darrow (1889–1967) war ein Heizungsinstallateur aus Philadelphia, der während der Großen Depression arbeitslos war. Er stieß auf The Landlord’s Game, nahm einige Änderungen vor und präsentierte es als seine eigene Erfindung.
Die Parker Brothers, ein etabliertes Spieleunternehmen, erkannten das Potenzial und kauften Darrows Version. Sie begannen, Monopoly großflächig zu produzieren und verkauften es als Darrows große Innovation.
Als Lizzie Magie davon erfuhr, verkaufte sie ihre Rechte an Parker Brothers für einmalige 500 Dollar. Sie hoffte, Anerkennung für ihre Erfindung zu erhalten und möglicherweise die Botschaft ihres Spiels zu verbreiten. Parker Brothers jedoch hatten andere Pläne: Die kommerzielle Version von Monopoly sollte Darrow feiern, nicht Lizzie – und Lizzies ursprüngliche Version stillgelegt werden.
Ergebnis:
Darrow = gefeierter Erfinder 🎩
Parker Brothers = reich 💰
Lizzie = Fußnote 📝
Das Spiel, das ursprünglich den Kapitalismus kritisieren sollte, wurde so zur Ikone des Kapitalismus. Ironie, wie sie schärfer nicht sein könnte.
🤯 Monopoly am Küchentisch
Ich gestehe: Jedes Mal, wenn ich Monopoly spiele und mich mein bester Freund auf der Schlossallee finanziell ausbluten lässt, sehe ich Lizzie vor mir. Sie lehnt sich zurück, schmunzelt und sagt:
„Na, merkst du was? Genau DAS ist Kapitalismus.“
Und dann möchte ich eigentlich das Spielbrett vom Tisch fegen – nicht aus Frust über die Miete, sondern, weil ich weiß: Lizzie hatte so recht.
Was wäre gewesen, wenn die Welt ihre kooperative Variante übernommen hätte? Vielleicht würden wir heute bei Spieleabenden lernen, wie man gemeinsam Städte aufbaut, anstatt uns gegenseitig aus dem Spiel zu kicken. Vielleicht hätten wir weniger Streit – und weniger Milliardäre.
🎭 Warum Elizabeth Magie großartig war
In einer Welt, in der Frauen kaum Eigentum besitzen oder politische Macht ausüben konnten, erfand Lizzie Magie ein Spiel, das die Mechanismen von Gier und Ungleichheit offenlegte.
Sie war eine Feministin im 19. Jahrhundert, die sich nicht zum Schweigen bringen ließ.
Sie war eine Erfinderin, die Wirtschaftskritik in Würfel verpackte.
Sie war eine Satirikerin, die mit Humor entwaffnete.
Das alles macht sie zu einer Frau, die nicht nur großartig, sondern ihrer Zeit weit voraus war.
🌍 Ein Spiel, das wir anders spielen sollten
Elizabeth Magie, die wahre Erfinderin von Monopoly, wollte nicht, dass wir uns gegenseitig bankrott spielen. Sie wollte, dass wir verstehen, wie absurd es ist, wenn Wenige alles besitzen und Viele leer ausgehen.
Vielleicht sollten wir ihre Botschaft ernst nehmen. Beim nächsten Monopoly-Abend könnten wir eine neue Hausregel einführen: Gewinne nur, wenn alle gewinnen. Lizzie hätte applaudiert. 👏
📎 Quellen
Mary Pilon: The Monopolists: Obsession, Fury, and the Scandal Behind the World's Favorite Board Game. Bloomsbury Publishing, 2015.
Ralph Anspach: The Billion Dollar Monopoly Swindle. Xlibris Corporation, 2001.
Patent von Elizabeth J. Magie: US Patent No. 748,626 – The Landlord’s Game (1904).
Smithsonian Magazine: “The Secret History of Monopoly”










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